Standard & Poor's: Frankreich-Panne wirft Fragen auf und hat ein Nachspiel

In der Europäischen Union herrscht Wut über die Frankreich-Panne der weltgrößten Ratingagentur Standard & Poor's. Das amerikanische Unternehmen hatte am Donnerstag Nachrichten verschickt, in denen es berichtete, Frankreich verliere die Top-Bewertung seiner Bonität (AAA). Zwei Stunden später nahm S&P diese Aussage wieder zurück und erklärte, es handele sich um "einen bedauerlichen Irrtum". Panne wirft Fragen …

Standard & Poor'sIn der Europäischen Union herrscht Wut über die Frankreich-Panne der weltgrößten Ratingagentur Standard & Poor's. Das amerikanische Unternehmen hatte am Donnerstag Nachrichten verschickt, in denen es berichtete, Frankreich verliere die Top-Bewertung seiner Bonität (AAA). Zwei Stunden später nahm S&P diese Aussage wieder zurück und erklärte, es handele sich um „einen bedauerlichen Irrtum“.

Panne wirft Fragen auf

Die Panne beschäftigt die Politik und die Experten weltweit, denn sie wirft Fragen auf. Die wichtigste von diesen stellte stellvertretend für viele Folker Hellmeyer. So rätselt der Chef der Bremer Landesbank darüber, wie eine solche Nachricht verbreitet werden konnte, wenn es dazu offiziell keine Absicht gab. Wieso wurde der entsprechende Text überhaupt verfasst? Erinnerungen an den Sommer werden wach, als schon einmal das Gerücht kursierte, S&P könnte Frankreichs Top-Benotung kassieren. Die Spekulationen von damals erwiesen sich als völlig haltlos.

Durch die neuerliche Panne wachsen die Vermutungen, der „bedauerliche Irrtum“ sei eine geplante Tat gewesen, denn S&P werden schon lange Interessenkonflikte nachgesagt. Die Ratingagentur ist Eigentum des Medienunternehmens McGraw-Hill, das sich wiederum im Streubesitz befindet. Sowohl Schwergewichte der amerikanischen Industrie als auch verschiedene staatliche Körperschaften sind an dem Konzern beteiligt, die alle ein Interesse an einer Schwächung der europäischen Wirtschaft und der Gemeinschaftswährung haben.

Europa fordert Konsequenzen

Eine Herabstufung Frankreichs, das nach Deutschland den zweitgrößten Teil am Euro-Rettungsschirm EFSF trägt, hätte wohl genau dies zur Folge. Deshalb rufen EU-weit die Politiker nach einer harten Strafe für die Panne. Frankreichs Finanzminister François Baroin nannte den gesamten Vorgang „ziemlich schockierend.“ Diesem Urteil schloss sich Jean-François Copé in seiner Rolle als Generalsekretär der regierenden UMP an.

Der ganze Prozess sei „traurig“ und „desolat“. Die französische Börsenaufsicht leitete eine Untersuchung gegen S&P ein. Deutsche Politiker forderten erneut die Entmachtung der privaten Ratingagenturen. Der Bundestag verabschiedete einen Entschließungsantrag, der die Bundesregierung zwingt, auf EU-Ebene genau darauf hinzuwirken.

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Ralf Schmidl
Ralf Schmidl

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