Die Bundesrepublik Deutschland hat am gestrigen Montag kurzfristige Staatsanleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten mit negativen Zinsen verkauft. Der Bund lieh sich insgesamt 3,9 Milliarden Euro. Zurückzahlen muss er aber etwa nur 3,88865 Milliarden Euro, denn die Investoren sind momentan so begierig darauf, Deutschland Geld leihen zu dürfen, dass sie dafür sogar finanzielle Abstriche …
Die Bundesrepublik Deutschland hat am gestrigen Montag kurzfristige Staatsanleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten mit negativen Zinsen verkauft. Der Bund lieh sich insgesamt 3,9 Milliarden Euro. Zurückzahlen muss er aber etwa nur 3,88865 Milliarden Euro, denn die Investoren sind momentan so begierig darauf, Deutschland Geld leihen zu dürfen, dass sie dafür sogar finanzielle Abstriche machen. Der negative Zinssatz liegt bei etwa 0,012 Prozent. Die Bundesrepublik macht damit einen „Gewinn“ von 250.000 Euro allein dadurch, dass sie sich Geld geliehen hat.
Die Schattenseite des unverhofften deutschen Gewinns
Um negative Zinssätze zu ermöglichen, änderte die Bundesbank extra die Vergaberichtlinien der deutschen Staatsanleihen. Schon im Dezember begnügten sich die Investoren mit einem Minizinssatz von 0,0005 Prozent, um Geld an Deutschland verleihen zu dürfen. Kurz danach verkaufte Dänemark erstmals Anleihen mit einer negativen Rendite für die Investoren, weshalb die Bundesbank auch für Deutschland diese Tür öffnete.
Positiv ist diese Entwicklung jedoch nur für die Staaten, die ihre Staatsanleihen zu diesen Bedingungen verkaufen können. Denn das Geld stammt von Banken und anderen institutionellen Anlegern, die mindestens eine Million Euro anlegen müssen, um überhaupt die sechsmonatigen Papiere kaufen zu dürfen. Dass sie bereit sind, das Geld mit Verlust in Deutschland „zu parken“, anstatt es mit Gewinn an Staaten wie Italien oder Griechenland zu vergeben, zeigt wie die tief die Verunsicherung weiterhin ist.
Fitch gewährt Frankreich Atempause
Positive Nachrichten gab es hingegen von der Rating-Agentur Fitch für Frankreich. Das Land werde seine Top-Bonität nicht verlieren, wenn es nicht „zu einer dramatischen Verschlechterung der Situation in der Eurozone kommt“, erklärte Fitch-Europachef Ed Parker am heutigen Dienstag. Auch die Topbenotungen Deutschlands und Österreichs seien nicht in Gefahr. Bangen müsse hingegen Italien.
Spannend ist, ob die weltgrößte Rating-Agentur Standard & Poor's dieser Einschätzung folgen wird. S&P will in den kommenden Wochen entscheiden, ob es die Bonität der Staaten der Eurozone schlechter bewertet. Die amerikanische Rating-Agentur hatte die Aussichten für alle Eurostaaten im Spätherbst 2011 auf „negativ“ gesetzt.