Am Wochenende stufte die weltgrößte Ratingagentur Standard & Poor's die Bonität von gleich neun Staaten der Eurozone herunter. Unter den "Opfern" waren Spanien, Italien und Frankreich, das seine Topbenotung AAA einbüßte. Obwohl Deutschland genau wie Luxemburg und die Niederlande seine eigene Spitzennote behalten durfte, teilte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gegen die amerikanischen Analysten aus. Er glaube …
Am Wochenende stufte die weltgrößte Ratingagentur Standard & Poor's die Bonität von gleich neun Staaten der Eurozone herunter. Unter den „Opfern“ waren Spanien, Italien und Frankreich, das seine Topbenotung AAA einbüßte. Obwohl Deutschland genau wie Luxemburg und die Niederlande seine eigene Spitzennote behalten durfte, teilte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gegen die amerikanischen Analysten aus. Er glaube nicht, dass S&P überhaupt „wirklich begriffen habe“, welche Anstrengungen die Europäer derzeit unternehmen würden und wie viel schon erreicht worden sei.
Sorge um die Benotung des EFSF
Anlass von Schäubles Kommentar waren die aufkommenden Sorgen, der Eurorettungsfonds EFSF könne seine Spitzenbenotung ebenfalls einbüßen, nachdem nun mit Frankreich der zweitgrößte Zahler heruntergestuft worden ist. Erste Stimmen wurden laut, man müssen den (ohnehin gehebelten) Garantierahmen von momentan 440 Milliarden Euro (Gesamtvolumen: 780 Milliarden Euro) weiter nach oben schrauben. Einem solchen Plan erteilte Schäuble eine klare Absage. Für das, was man vorhabe, reiche das derzeitige Volumen vollkommen, erklärt der CDU-Politiker.
Moody's widerspricht S&P
Der Konter auf Schäubles Einlassung erfolgte umgehend. Man erfülle lediglich seine Aufgabe, erklärte der für Länderratings zuständige S&P-Mann Moritz Kraemer. Doch Widerspruch gegen die Downgrades regt sich selbst bei Ratingagentur-Konkurrent Moody's. Gerade die Herabstufung Frankreichs könne man nicht verstehen, erklärten die Experten. Man habe weiterhin keinerlei Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Franzosen und lasse die Topbewertung ihrer Bonität aus diesem Grund unverändert.
Allerdings hatte Moody's im vergangenen November ebenfalls die französische Top-Bonität in Frage gestellt. Am Ende des ersten Quartals 2012 will die Ratingagentur die Situation noch einmal neu bewerten.
Pläne für europäische Ratingagentur nehmen Formen an
Die zahlreichen Herabstufungen könnten zudem einen anderen Prozess befeuert haben, der bislang in Brüssel auf Eis lag. Um sich unabhängiger von den Noten der Agenturen zu machen, soll eine große europäische Ratingagentur entstehen. Zuvor werde man außerdem die Regeln für die Agenturen verschärfen, kündigte Schäuble an. Ziel sei es, ihnen bestimmte Transparenzverpflichtungen aufzuerlegen, damit die Agenturen „nicht noch eigene Geschäftsinteressen haben“, so der Finanzminister. Die EU unterstellt den drei Ratingagenturen bereits seit einiger Zeit, durch große amerikanische Firmen ferngesteuert zu sein.