Mit Spannung blicken Europas Politiker und Banker nach Griechenland, wo am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen ein neues Parlament gewählt wird. Nach jüngsten Meldungen verschiedener hellenischer Zeitungen könnte die "radikale Linke" von Alexis Tsipras, der momentan für eine "Regierung aller Griechen" wirbt, derart überzeugend siegen, dass sie anschließend alleine regieren darf. In …
Mit Spannung blicken Europas Politiker und Banker nach Griechenland, wo am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen ein neues Parlament gewählt wird. Nach jüngsten Meldungen verschiedener hellenischer Zeitungen könnte die „radikale Linke“ von Alexis Tsipras, der momentan für eine „Regierung aller Griechen“ wirbt, derart überzeugend siegen, dass sie anschließend alleine regieren darf. In diesem Fall wird das Land wohl aus der Eurozone aussteigen, denn Tsipras hat bereits mehrfach angekündigt, er werde alle Sparanstrengungen beenden, die dem Land seit 2010 von der Troika aus EZB, IWF und EU im Gegenzug für Hilfskredite auferlegt worden sind.
Notenbanken und EU rüsten sich
Bei einem solchen Wahlausgang rechnen viele Ökonomen mit einem Crash der Finanzmärkte am Montag. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, rüsten sich die Zentralbanken der G20-Staaten für diesen Fall und wollen die Finanzmärkte an dem Tag mit frischer Liquidität versorgen, um einer Kreditklemme entgegenzuwirken, die ansonsten mit einem solchen Absturz einhergehen würde. Das Projekt trage den Codenamen „Grexit“, so die Nachrichtenagentur. Dabei handelt es sich um eine Verkürzung der englischen Worte „Greece Euro Exit“.
Auch bei der EU trifft man die Vorbereitungen für den Wahltag und die Folgen: Sicher ist schon jetzt, dass es nach den Wahlergebnissen eine Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister geben wird. Die entsprechenden Planungen seien bereits abgeschlossen. Weitere Beratungen und persönliche Treffen könnte es zudem bei einem „Erdrutschsieg der Linken“ geben, heißt es Brüssel. Ende Juni treffen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs allerdings ohnehin.
Hollande plädiert erneut für Eurobonds
Frankreich möchte Griechenland unabhängig vom Wahlausgang im Euro halten. Dies machte Staatspräsident Francois Hollande während eines Staatsbesuchs in Rom deutlich. Erneut warb er dabei auch für einen Wachstumspakt sowie gemeinschaftliche europäische Anleihen. Außerdem forderte er eine Bankenlizenz für den neuen Eurorettungsfonds ESM, damit dieser Geld von der EZB erhalten könne, „um seine Feuerkraft zu erhöhen“. Deutschland lehnt die beiden letzten Vorschläge ab.