Die Deutsche Bank will in nächster Zeit 9.000 Stellen einsparen. So viel war bisher bekannt. Doch nun sorgt Deutsche Bank-Chef John Cryan mit einer Aussage für Aufsehen: Im Interview mit der „Financial Times“ äußerte Cryan, dass die meisten großen Wettbewerber des Instituts „eher halb so viele“ Mitarbeiter beschäftigen würden. Somit könnte Deutschlands größter Bank ein …
Die Deutsche Bank will in nächster Zeit 9.000 Stellen einsparen. So viel war bisher bekannt. Doch nun sorgt Deutsche Bank-Chef John Cryan mit einer Aussage für Aufsehen: Im Interview mit der „Financial Times“ äußerte Cryan, dass die meisten großen Wettbewerber des Instituts „eher halb so viele“ Mitarbeiter beschäftigen würden. Somit könnte Deutschlands größter Bank ein weit massiverer Stellenabbau als geplant drohen.
Besonders Back-Office-Mitarbeiter bedroht
Durch die Digitalisierung werden nach Ansicht Cryans viele Aufgaben in der Bank überflüssig. Und gerade auf dem digitalen Sektor habe die Deutschen Bank Nachholbedarf. „Wir machen zu viel Handarbeit, was uns fehleranfällig und ineffizient macht“, so Cryan. Vor allem durch künstliche Intelligenz und der damit verbundenen Automatisierung könne die Bank ihre Effizienz deutlich steigern, ist der CEO überzeugt. Ähnlich radikal hatte er sich bereits auf einer Konferenz in Frankfurt im September geäußert. Viele Banker würden sowieso wie Roboter arbeiten – damit ist auch klar, wer die bisherigen Mitarbeiter ersetzen soll.
Dass die Deutsche Bank zum Sparen geradezu verdammt ist, zeigen auch die jüngsten Geschäftszahlen. Wegbrechende Einträge und hohe Strafzahlungen musste das Geldhaus mit massiven Einsparungen kompensieren. 4.000 Stellen sind bereits weggefallen, 180 Filialen wurden geschlossen. Die Zusammenführung des eigenen Privat– und Firmenkundengeschäfts mit dem der Tochter Postbank soll weitere 900 Millionen Euro einsparen. Dass sich die Sparbemühungen aber nicht allein auf das Privatkundengeschäft beziehen, machte Cryan in dem Interview ebenfalls nochmals deutlich: Das Verhältnis von Mitarbeitern, die Erträge brächten und denen, die im Back-Office nur die Bank am Laufen hielten, sei aus dem Lot geraten. Letztere müssen also nun am stärksten um ihre Arbeitsplätze fürchten.
Cryans Worte „fast zu ehrlich“
Die unverblümten Worte des Konzernchefs verhallten nicht lange ohne Wiederhall. Berenberg-Analyst James Chappell nannte sie in einer ersten Reaktion „fast zu ehrlich“ und sieht die Moral bei den Angestellten in Gefahr. Ein Grund für das Vorpreschen Cryans könnte der Fakt sein, dass der Sanierer selbst in der Kritik steht. So hat er zwar einen Teil der Altlasten seiner Vorgänger abtragen können, als Visionär gilt er jedoch nicht. Großaktionären aus Katar beispielsweise, die mit rund zehn Prozent an dem Geldhaus beteiligt sind, fehlt es seit langem an konkreten Zukunftsperspektiven. Dies geht inzwischen so weit, dass ein ungenannter Großaktionär unter der Hand wissen lässt, dass man sich Cryan nicht als Dauerlösung an der Spitze der Deutschen Bank vorstellen könne.