Die politische Ära Silvio Berlusconi neigt sich in Italien ihrem Ende entgegen. Der Ministerpräsident verlor am Dienstag eine zentrale Haushaltsabstimmung und kündigte daraufhin an, dass er seinen Posten räumen werde, sobald die Sparpläne, welche die Europäische Union seinem Land im Rahmen der Bekämpfung der Schuldenkrise auferlegt hat, verabschiedet seien. Italien bekommt deshalb wohl spätestens im …
Die politische Ära Silvio Berlusconi neigt sich in Italien ihrem Ende entgegen. Der Ministerpräsident verlor am Dienstag eine zentrale Haushaltsabstimmung und kündigte daraufhin an, dass er seinen Posten räumen werde, sobald die Sparpläne, welche die Europäische Union seinem Land im Rahmen der Bekämpfung der Schuldenkrise auferlegt hat, verabschiedet seien. Italien bekommt deshalb wohl spätestens im Dezember einen neuen Regierungschef. Auch Neuwahlen gelten in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU als wahrscheinlich.
Anleihenflucht der Banken verschärft die Krise
Während die Aktienmärkte nach der Bekanntgabe von Berlusconis Entscheidung zumindest kurzfristig durchatmeten, zeigten sich die Banken von dieser Entscheidung unbeeindruckt. Wie die Financial Times berichtet, haben die Großbanken der Union damit begonnen, ihre Portfolios von Staatsanleihen der Krisenstaaten zu erleichtern und sind dabei auch bereit, Verluste in Kauf zu nehmen. Die Commerzbank verringerte beispielsweise ihre Bestände der betroffenen Anlagen um 22 Prozent.
Hintergrund dieser Anleihenflucht der Geldhäuser ist zum einen der Zwang, die eigene Kernkapitalquote anzuheben sowie zum anderen auch das mangelnde Vertrauen in die Stabilität der betroffenen Papiere. Dies ist eine direkte Konsequenz des 50-prozentigen Schuldenschnitts für Griechenland, von dem Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann deshalb fordert, er müsse die Ausnahme bleiben.
Lagarde fordert Solidarität und mahnt vor „verlorenem Jahrzehnt“
Dieses Verhalten der Banken macht es für die Problemstaaten schwieriger, weiterhin Staatsanleihen zu verkaufen, wodurch sich die Krise verschärft. IWF-Chefin Christine Lagarde forderte vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen die reichen Staaten dazu auf, die „Lasten gemeinsam zu schultern“, denn nur so könne man Wachstum und Vertrauen wiederherstellen. Andernfalls drohe ein „verlorenes Jahrzehnt“.
Die Französin hält sich momentan in China auf und warnte die Asiaten, die Krise könne auch sie ereilen. Sie müssten „auf jeglichen Sturm“ gefasst sein. Insbesondere das Reich der Mitte solle deshalb seine Politik des knappen Geldes aufgeben und seine Währung nicht künstlich niedrig halten, um den heimischen Exporteuren zu helfen.