Zahlreiche deutsche Top-Ökonomen unter der Führung von Ifo-Chef Hans-Werner Sinn planen einen öffentlichen Appell, durch den die Bürger dazu bewegt werden sollen, gegen die jüngsten EU-Gipfel-Beschlüsse zur Euro-Rettung zu protestieren. Die Deutschen säßen durch diese "in der Falle", so Sinn, der die Auffassung vertritt, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei in der vergangenen Woche "gezwungen worden", einer …
Zahlreiche deutsche Top-Ökonomen unter der Führung von Ifo-Chef Hans-Werner Sinn planen einen öffentlichen Appell, durch den die Bürger dazu bewegt werden sollen, gegen die jüngsten EU-Gipfel-Beschlüsse zur Euro-Rettung zu protestieren. Die Deutschen säßen durch diese „in der Falle“, so Sinn, der die Auffassung vertritt, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei in der vergangenen Woche „gezwungen worden“, einer Bankenunion sowie einem direkten Ankauf von Staatsanleihen durch den ESM zuzustimmen. Würden diese Vorhaben umgesetzt, werden darunter noch „unsere Kinder und Enkel leiden“, sind die Wirtschaftswissenschaftler überzeugt.
Bankenunion brachte „das Fass zum Überlaufen“
Sinn's Feindschaft gegenüber der Euro-Rettung ist weithin bekannt, doch bislang war der Ökonom weitgehend isoliert. Dass sich nun erstmals zahlreiche Wirtschaftsexperten zusammengefunden haben, die zum Widerstand aufrufen, gibt der Diskussion um den Kurs der Bundesregierung eine neue Qualität.
Ausschlaggebend für diese Trendwende war die deutsche Zustimmung zur Bankenunion, denn diese brachte „das Fass zum Überlaufen“, wie es der Dortmunder Statistiker Walter Krämer sagte. Sinn erklärte, weshalb er und seine Kollegen so fühlen: Die europäischen Bankschulden seien dreimal höher als die Staatsschulden, deshalb sei es völlig unmöglich, dass diese von den Steuerzahlern geschultert werden könnten, so der Münchner Ökonom.
Deutsche Wirtschaft leidet unter der Krise
Die Krise selbst hat nun auch die deutsche Wirtschaft erreicht und zu einer Abkühlung der Konjunktur geführt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) korrigierte die Wachstumsprognose der Bundesrepublik für 2012 auf 1,0 Prozent nach unten. Im kommenden Jahr werde das BIP nicht um 2,4 Prozent, sondern nur um 2,0 Prozent wachsen, schätzten die DIW-Analysten weiter.
Getragen wird die Konjunktur dabei fast ausschließlich von der Binnennachfrage. Der Export werde wohl erst um die Jahreswende wieder wachsen können. Die Arbeitslosigkeit bewege sich in diesem und dem nächsten Jahr bei durchschnittlich 7,0 Prozent, so die Experten. Im europäischen Vergleich steht die Bundesrepublik damit jedoch noch immer ausgesprochen gut dar.