Deutschland wird in diesem Jahr offenbar den weltgrößten Handelsüberschuss erzielen. Dies berichtet die "Financial Times Deutschland", die sich auf Zahlen des Münchner Ifo-Instituts bezieht. Demnach führt die Bundesrepublik in diesem Jahr Waren im Wert von 210 Milliarden US-Dollar mehr aus als sie importiert. Die deutsche Leistungsbilanz liegt damit sogar deutlich vor denen Chinas und der …
Deutschland wird in diesem Jahr offenbar den weltgrößten Handelsüberschuss erzielen. Dies berichtet die „Financial Times Deutschland“, die sich auf Zahlen des Münchner Ifo-Instituts bezieht. Demnach führt die Bundesrepublik in diesem Jahr Waren im Wert von 210 Milliarden US-Dollar mehr aus als sie importiert. Die deutsche Leistungsbilanz liegt damit sogar deutlich vor denen Chinas und der USA. Grundlegend gelten zwei Faktoren als entscheidend für dieses Ergebnis: So profitiert Deutschland von der weltweiten Euroschwäche, denn die Güter werden dadurch günstiger, da im internationalen Warenverkehr der Dollar maßgeblich ist. Zusätzlich ist die Binnennachfrage nach wie vor deutlich zu schwach.
Deutliche Kritik am deutschen Überschuss
Viele Kritiker, die in Deutschland den wahren Auslöser der Wirtschaftskrise sehen, fühlen sich durch die Zahlen in ihren Annahmen bestätigt. Der deutsche Handelsüberschuss erdrücke die kleineren Länder, argumentieren zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler, denn wenn ein Staat viel importiere, müsse es sich für die Bezahlung der Güter verschulden.
Da die Bundesrepublik fast 70 Prozente ihrer Exporte in die Euro-Zone schicke, sei absehbar, dass die anderen Staaten eine negative Handelsbilanz hätten und deshalb ins Defizit rutschten. Als Beweis gilt das Target II-System, das den innereuropäischen Zahlungsverkehr regelt: Die Bundesbank hat inzwischen mehr als 700 Milliarden Euro aus der restlichen Eurozone zu bekommen.
Banken bereit für griechischen Euroaustritt
Unterdessen sind die deutschen Banken bereit für den Tag, an dem Griechenland die Euro-Zone verlassen muss, wie Bernd Richter von der Beratungsfirma „Capco“ im Gespräch mit der „Welt“ erklärt. Demnach hätten die größeren Finanzinstitute schon vor zwölf bis 18 Monaten die Planungen für den „Tag X“ begonnen und verfügten nun über fertige Pläne in der Schublade. Er selbst berate einige Geldhäuser in dieser Frage und habe „gut zu tun“, fügte Richter an.
Meistens seien nur kleine Teams mit dieser sensiblen Aufgabe betraut, schildert der Experte. Kaum mehr als 50 Personen wüssten pro Bank davon. Deutschland werde einen eventuellen griechischen Austritt deshalb gut überstehen, denn das Engagement der hiesigen Geldhäuser in Hellas sei mittlerweile von 30 Milliarden Euro fast auf null gesenkt worden.