Die USA wollen offenbar die weltgrößte Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) verklagen. Anlass sind verschiedene Bewertungen, die das Haus vor dem Beginn der ursprünglichen Finanzkrise über Hypothekenpapiere vorgenommen hatte. Diese fielen zu gut aus und lösten den Strudel aus, durch den sich die amerikanische Regierung gezwungen sah, zahlreiche Banken mit Steuergeld vor der Insolvenz zu …
Die USA wollen offenbar die weltgrößte Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) verklagen. Anlass sind verschiedene Bewertungen, die das Haus vor dem Beginn der ursprünglichen Finanzkrise über Hypothekenpapiere vorgenommen hatte. Diese fielen zu gut aus und lösten den Strudel aus, durch den sich die amerikanische Regierung gezwungen sah, zahlreiche Banken mit Steuergeld vor der Insolvenz zu retten. Nach Ansicht des US-Justizministeriums, das laut Aussage von S&P die Ratingagentur bereits über die bevorstehende Klage informiert hat, hat das Haus die fraglichen Papiere absichtlich zu gut bewertet. Laut „Wall Street Journal“ geht die US-Regierung somit von einer „bewussten Irreführung“ aus.
Nicht nur der Bund wird klagen
Juristischer Ärger droht der Ratingagentur aber offenbar nicht nur von Seiten der Bundesregierung, auch zahlreiche Einzelstaaten prüften eine Klage gegen S&P, heißt es in der Fachzeitung. Die Generalbundesanwaltschaften der Staaten hätten schon mit den Klagevorbereitungen begonnen, berichtet das „Wall Street Journal“. Hinzu kommen zahlreiche Zivilprozesse von Banken gegen S&P. Geschädigte Anleger versuchen zudem bereits seit Jahren, das Haus zur Verantwortung zu ziehen, scheiterten jedoch bislang immer.
S&P sieht keinen Klagegrund
Die Ratingagentur bestreitet die Vorwürfe und erklärt, es gebe keinerlei Klagegrund. Das Haus stützt sich dabei auf die offiziellen Bewertungen: Dort habe man für Jedermann deutlich erkennbar lediglich „eine Meinung“ veröffentlicht, jedoch keinerlei Kaufempfehlung ausgesprochen. In der Vergangenheit folgten die Gerichte weltweit dieser Einschätzung. Inzwischen hat sich der Wind jedoch gedreht. In Australien wurde S&P zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, in Deutschland bestimmte der Bundesgerichtshof, dass Ratingagenturen sehr wohl wegen ihrer Bewertungen verklagt werden können und in New York ließ ein Gericht vor kurzem erstmals eine entsprechende Klage von Investoren zu.
Ursprünglich hatte die Ratingagentur mit der US-Regierung deshalb Gespräche über einen Vergleich geführt, weil sich das Haus ohnehin mit einer Klageflut konfrontiert sieht. Diese sind jedoch geplatzt. Es ist nicht bekannt, welche Seite für das Scheitern verantwortlich ist. Bemerkenswert ist auch, dass die US-Regierung ausschließlich gegen S&P vorgeht, nicht jedoch gegen Moody's oder Fitch, welche die fraglichen Papiere gleich bewertet hatten.