Deutsche Bank-Chef Jürgen Fitschen hat die Europäische Zentralbank (EZB) dazu aufgefordert, den Kurs der lockeren Geldpolitik aufzugeben. Man müsse wieder dahin kommen, dass die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich der Inflationsrate) positiv seien, so der Vorstandschef des größten privaten Finanzinstituts der Bundesrepublik. Ihm sei klar, dass dies nicht über Nacht geschehen könne, sondern "der richtige Weg zur …
Deutsche Bank-Chef Jürgen Fitschen hat die Europäische Zentralbank (EZB) dazu aufgefordert, den Kurs der lockeren Geldpolitik aufzugeben. Man müsse wieder dahin kommen, dass die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich der Inflationsrate) positiv seien, so der Vorstandschef des größten privaten Finanzinstituts der Bundesrepublik. Ihm sei klar, dass dies nicht über Nacht geschehen könne, sondern „der richtige Weg zur Umkehr“ gefunden werde müsse, um nicht den nächsten Kollaps zu riskieren. Doch „alle“ seien sich einig, dass „es so nicht weitergehen“ könne, erklärte Fitschen im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Systemumkehr und zu viele Banken in Europa
Der Co-Chef der Deutschen Bank macht sich deshalb auch für einen Systemwechsel in der EU stark. Es könne nicht sein, dass eine Bank mit Staatsgeldern gerettet werden müsse, weil der Markt sonst den Schock nicht überleben würde. Es müsse möglich sein, dass ein insolventes Geldhaus aus dem Markt ausscheide, so der Banker.
Es gebe in Europa ohnehin zu viele Banken, ist Fitschen überzeugt. Und da sich momentan „etliche Institute“ auf den Mittelstand als Kunden stützen würden, berge dies die Gefahr eines „exzessiven Wettbewerbs“. Die Banken müssten deshalb auch mehr auf Kosteneffienz achten. Es werde nicht zu vermeiden sein, dass in einigen Sparten weniger Mitarbeiter benötigt werden, glaubt Fitschen.
Deutsche Bank mit Landraub-Vorwürfen konfrontiert
Allerdings hat Fitschen derzeit auch mit Sorgen wegen des eigenen Hauses zu kämpfen. Die Deutsche Bank wird von der Umweltorganisation „Global Witness“ beschuldigt, sich in Kambodscha und Laos an Landraub zu beteiligen. Die Tochterfirma DWS finanziere hier einheimische Organisationen, die nachweislich Landgrabbing betrieben, heißt es. Die Deutsche Bank wies die entsprechenden Vorwürfe zurück. Man arbeite lediglich für eine der beiden Organisationen als Verwalter, sei aber nicht mit eigenem Geld engagiert.