Dem ohnehin schon hoch verschuldeten Italien drohen weitere Verluste bis zu einer Größenordnung von acht Milliarden Euro. Dies berichten die "Financial Times" und die italienische Zeitung "La Republica" übereinstimmend. Verantwortlich für das mögliche Loch im ohnehin schon überstrapazierten Haushalt des Stiefelstaats ist demnach ein Derivate-Deal, den das Land in der Mitte der 90er Jahre abgeschlossen …
Dem ohnehin schon hoch verschuldeten Italien drohen weitere Verluste bis zu einer Größenordnung von acht Milliarden Euro. Dies berichten die „Financial Times“ und die italienische Zeitung „La Republica“ übereinstimmend. Verantwortlich für das mögliche Loch im ohnehin schon überstrapazierten Haushalt des Stiefelstaats ist demnach ein Derivate-Deal, den das Land in der Mitte der 90er Jahre abgeschlossen hatte, um die Kriterien für die Aufnahme in die Eurozone zu erfüllen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise musste Italien das Geschäft neu verhandeln – entsprechend schlecht fielen die Konditionen aus.
Stand heute: Verlust in Höhe von acht Milliarden Euro
Italien musste in den 90er Jahren seine Verschuldung fast schon über Nacht von 7,7 Prozent auf unter drei Prozent drücken. Möglich machten es die Derivate-Deals, die allerdings vor einigen Jahren verlängert werden mussten. Damals musste Italien einem Gesamt-Nennwert von 31,7 Milliarden Euro zustimmen. Der damalige Höhepunkt der Finanzkrise hatte dem Land diesen Zwang diktiert. Die beiden Quellen haben errechnet, dass die Derivate heute rund ein Viertel oder acht Milliarden Euro weniger wert sind.
Vereinfacht gesagt: Würde Italien heute verkaufen, hätte es einen Verlust in dieser Höhe gemacht. Erwähnenswert dabei: Der heutige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, arbeitete in der Zeit, als der ursprüngliche Deal abgeschlossen wurde, im italienischen Finanzministerium und unterhielt laut „Financial Times“ Beziehungen in die zuständige Abteilung.
EZB will keine Abkehr von der jetzigen Geldpolitik
Möglicherweise ist dies der Grund, weshalb Draghi eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik, wie sie jüngst sogar die FED vollzogen hat, ablehnt und stattdessen darauf beharrt, dass diese „noch lange Zeit fortgesetzt“ werde. Die aktuelle Geldpolitik hat zwar die Zinsen für die Sparer in den Keller gedrückt, sichert aber derzeit das Überleben der Krisenstaaten, weil sie die Zinsen auf deren Staatsanleihen vergünstigt und die Banken in die Lage versetzt hat, diese zu kaufen.
Auch die Anleihenkäufe („Programm OMT“) der entsprechenden Staaten auf dem Sekundärmarkt sollen weiterhin möglich seien. Die EZB kaufte in den letzten Monaten im großen Umfang italienische Staatsanleihen – obwohl das Land die Forderungen der EZB hierfür weitgehend ignoriert hatte, wie die „FAZ“ schon im September 2012 berichtet hatte.