Die britische Zentralbank Bank of England (BoE) hat in einer Untersuchung die seit 2008 ununterbrochene Krise der Geldhäuser rund um den Globus aufgearbeitet und dabei verstörende Zahlen genannt. Die Rechtskosten und Strafzahlungen der Finanzinstitute des Planeten hätten in den vergangenen acht Jahren summiert 275 Milliarden Euro betragen, so die für Märkte und Banken zuständige stellvertretende …
Die britische Zentralbank Bank of England (BoE) hat in einer Untersuchung die seit 2008 ununterbrochene Krise der Geldhäuser rund um den Globus aufgearbeitet und dabei verstörende Zahlen genannt. Die Rechtskosten und Strafzahlungen der Finanzinstitute des Planeten hätten in den vergangenen acht Jahren summiert 275 Milliarden Euro betragen, so die für Märkte und Banken zuständige stellvertretende BoE-Gouverneurin Minouche Shafik. Derartige Zahlen seien in der Geschichte beispiellos.
Weltweites Kreditvolumen um fünf Billionen Euro geschrumpft
Das Fehlverhalten der Banken sei in dieser Form noch nie da gewesen, schildert Shafik weiter: Die Banken hätten bislang zu keiner Zeit in einem derartigen Ausmaß, so systematisch und in so vielen Rechtssystemen gegen die Regeln verstoßen. Die Folgen seien verheerend – insbesondere für die von Darlehen abhängige Realwirtschaft. Das weltweite Kreditvolumen sei um fünf Billionen Euro zurückgegangen.
Verantwortlich für diesen unvorstellbar großen Betrag (fast 200 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts) seien nicht etwa die Verluste der Banken durch die Krise, sondern tatsächlich die Rechtsstreits. Zusätzlich zu den 275 Milliarden Euro an Rechtskosten und Strafzahlungen kommen noch zahlreiche versteckte Ausgaben: Die Banken machen wesentlich höhere Rückstellungen für die Rechtsstreits und sind inzwischen gezwungen, höheres Eigenkapital zu summieren. Hinzu kommen unzählige Arbeitsstunden der Juristen, die nicht genau aufgeschlüsselt werden können, sowie zivilrechtliche Einigungen, bei denen die Zahlen oft unter Verschluss sind.
Bank of England: System komplett verfault
Die BoE nutzte die „Culture Conference“ der amerikanischen Notenbank Fed, die dazu gedacht ist, Missstände im Finanzsystem frühzeitig zu erkennen und aufzuarbeiten, um die Zahlen vorzustellen. Die britische Notenbank kam dabei für eine Hüterin der Finanzmärkte zu einem erstaunlichen Fazit: Die Missstände im Bankensystem seit 2008 seien derart groß gewesen, dass man nicht von einzelnen faulen Äpfeln sprechen könne. Tatsächlich „war da etwas komplett verfault“, so Shafik.