Ein Blick auf die Zinssätze ihrer Tages- und Festgeldkonten sorgt bei den Deutschen regelmäßig für Depressionen. Die Finanzberatung FMH hat ausgerechnet, dass die durchschnittliche Veredelungsquote auf deutsche Tagesgeldkonten gerade noch bei 0,21 Prozent liegt. Wer sein Erspartes fest für ein Jahr anlegt, bekommt demnach kaum mehr: Der zugehörige Zinssatz liegt noch bei 0,24 Prozent. Die …
Ein Blick auf die Zinssätze ihrer Tages- und Festgeldkonten sorgt bei den Deutschen regelmäßig für Depressionen. Die Finanzberatung FMH hat ausgerechnet, dass die durchschnittliche Veredelungsquote auf deutsche Tagesgeldkonten gerade noch bei 0,21 Prozent liegt. Wer sein Erspartes fest für ein Jahr anlegt, bekommt demnach kaum mehr: Der zugehörige Zinssatz liegt noch bei 0,24 Prozent. Die Inflationsrate in der Bundesrepublik lag im Oktober bei 0,8 Prozent. Real verlieren die Einlagen der deutschen Sparer entsprechend fast 0,6 Prozent an Wert. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, entscheiden sich immer mehr Bundesbürger deshalb dafür, im Ausland Tages- oder Festgeldkonten zu eröffnen.
Tagesgeld-Zinsen im Ausland bei durchschnittlich 1,26 Prozent
In Deutschland gibt es inzwischen vier große Internet-Plattformen, die es ermöglichen, im Ausland (Österreich, Großbritannien, Malta) Tages- und Festgeldkonten zu eröffnen. Das Geschäft boomt: Zinspilot, das größte der entsprechenden Angebote, zählt nach nur 13 Monaten am Markt mehr als 35.000 Kunden. Der Umsatz des Geschäfts beträgt mittlerweile mehr als eine Milliarde Euro. Ein Ende sei nicht abzusehen, versichert der Geschäftsführer des Unternehmens hinter der Plattform im Gespräch mit dem „Handelsblatt“: Monatlich kämen 100 Millionen Euro neuer Umsatz hinzu.
Der Grund für den Boom lässt sich sehr einfach in Zahlen bemessen: Die Zinsen, welche die Plattformen bieten können, liegen im Durchschnitt bei 1,26 Prozent auf Tagesgeldofferten – und damit 600 Prozent über den deutschen Angeboten.
Deutsche Banken betrachten Plattformen als Partner
Überraschenderweise betrachten die deutschen Geldhäuser die Plattformen nicht als Konkurrenten, sondern als Partner. So kooperiert beispielsweise die Deutsche Bank mit einer der Plattformen, um die Technologie, die es ermöglicht, Tages- und Festgeldangebote ausländischer Banken zu recherchieren und wahrzunehmen, ins eigene Angebot aufzunehmen.
Für die Sparer, die ihre Einlagen noch bei den Geldhäusern der Bundesrepublik haben, muss dies einen bitteren Beigeschmack haben, ist es doch ein deutliches Zeichen dafür, dass sich an den Zinsen hierzulande erst einmal nichts ändern wird und die Banken – was wohl noch schlimmer ist – das Geschäft faktisch aufgegeben haben.