Immer mehr Banken erheben Kontoführungsgebühren. Sie wollen ihre Kunden auf "das Ende der Kostenlos-Kultur" vorbereiten, wie es im Fachjargon heißt. Doch wie zwei repräsentative Studien und die aktuellen Geschäftszahlen der Postbank zeigen, funktioniert dieser Ansatz nicht. Die Kunden ziehen verstärkt die Konsequenzen und wechseln zur Konkurrenz. Die großen Profiteure sind die Direktbanken, bei denen die …
Immer mehr Banken erheben Kontoführungsgebühren. Sie wollen ihre Kunden auf „das Ende der Kostenlos-Kultur“ vorbereiten, wie es im Fachjargon heißt. Doch wie zwei repräsentative Studien und die aktuellen Geschäftszahlen der Postbank zeigen, funktioniert dieser Ansatz nicht. Die Kunden ziehen verstärkt die Konsequenzen und wechseln zur Konkurrenz. Die großen Profiteure sind die Direktbanken, bei denen die Kontoführung nach wie vor umsonst ist.
„YouGov“: Zehn Prozent haben bereits gewechselt
Das Marktforschungsinstitut „YouGov“ hat in einer repräsentativen Umfrage 3.000 Bankkunden über ihre Girokonto-Situation befragt. Das beeindruckende Ergebnis: Die Zahl der Kunden, welche die Bank wechseln, hat sich von 2016 zu 2017 fast verdoppelt und liegt bei zehn Prozent (aller Bankkunden). Weitere acht Prozent planen bereits sicher den Wechsel ihres Finanzinstituts in den kommenden zwölf Monaten. 16 Prozent liebäugeln mit einem entsprechenden Schritt.
Auch die „ING-DiBa“ hat eine Studie erstellen lassen. Laut der Untersuchung würden sogar 43 Prozent der Bankkunden wechseln, wenn sie damit Kontoführungsgebühren oder negativen Zinsen aufs Sparbuch oder Tagesgeld aus dem Weg gehen könnten. Sogar 80 Prozent der Befragten gaben an, sie würden sich über Kontoführungsgebühren ärgern.
Direktbanken profitieren – Postbank verliert Kunden
Studien können die Realität allerdings verzerren. Doch auch aktuelle Geschäftszahlen bestätigen, dass die Deutschen immer häufiger ihre Bankverbindung wechseln. Die Zahl der Kunden, die ihre Hauptkontoverbindung bei einer Direktbank führt, bei der keine Kontoführungsgebühren fällig werden, ist von 2016 zu 2017 von 10 auf 13 Prozent gestiegen. Im Gegenzug musste beispielsweise die Postbank, die im vergangenen September Gebühren eingeführt hat, Federn lassen. Sie verlor 200.000 Kunden, hat allerdings noch 5 Millionen.
Der Trend ist trotzdem deutlich. Zu ihm passt ein weiterer Befund der „ING-DiBa“-Studie: Fast 50 Prozent der Bankkunden würden sich komplett auf Online-Banking beschränken, wenn sie im Gegenzug keine Gebühren zahlen müssten.