Sparern bricht inzwischen der kalte Schweiß aus, wenn sie auf die gängigen Angebote von Tages- und Festgeld schauen. Vielerorts werden inzwischen auch von Privatkunden Negativ-Zinsen erhoben. Die Aussicht, das eigene Geld für 100 Jahre zu einem jährlichen Zinssatz von 7,9 Prozent anlegen zu können, klingt in diesen Zeiten fast zu schön, um wahr zu sein. …
Sparern bricht inzwischen der kalte Schweiß aus, wenn sie auf die gängigen Angebote von Tages– und Festgeld schauen. Vielerorts werden inzwischen auch von Privatkunden Negativ-Zinsen erhoben. Die Aussicht, das eigene Geld für 100 Jahre zu einem jährlichen Zinssatz von 7,9 Prozent anlegen zu können, klingt in diesen Zeiten fast zu schön, um wahr zu sein. Nach rund 12 Jahren wäre der finanzielle Einsatz durch die Zinszahlungen wieder eingespielt. Argentinien bietet eine Anleihe mit genau diesen Konditionen. Einige Sparer dürften schwach werden. Doch tatsächlich offenbart das Angebot vielmehr, wie fragil das weltweite Finanzsystem wieder (oder immer noch) ist.
Argentinien kein vertrauenswürdiger Schuldner
Viele Menschen schenken Staatsanleihen großes Vertrauen – zumindest solange es nicht um Dritteweltländer handelt. Und dazu zählt Argentinien eigentlich nicht. Doch das Land ist kein vertrauenswürdiger Schuldner. 2001 kam es zu einer allgemeinen Staatspleite. Sie war der Höhepunkt der sogenannten Argentinien-Krise. 2014 war das Land bereits wieder zahlungsunfähig. Es war bereits das achte Mal in der Geschichte Argentiniens. Die 100-jährige Anleihe ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass dem Land schon wieder das Geld auszugehen droht.
Investoren benötigen Gewinnmargen für alte Sparverträge
Noch bemerkenswerter als die Existenz der Anleihe an sich ist, wer jene bislang gezeichnet hat. Sie erfreut sich insbesondere bei Banken, Versicherungen und Pensionskassen rund um den Globus großer Beliebtheit, wie beispielsweise die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Private Investoren, für welche die Anleihe ebenfalls offensteht, halten sich hingegen scheinbar zurück – obwohl sie in der Theorie eine gelungene Absicherung für sich und die eigenen Erben wäre.
Die bisherigen Investoren dürften die Anleihe auch nur mit großen Magenschmerzen gezeichnet haben. Allerdings haben sie kaum eine Wahl, weil sie große Gewinnmargen benötigen, um alte Sparverträge zu bedienen. Allen Geldgebern dürfte jedoch im Kopf umhergeben, dass eine 100-jährige Anleihe eigentlich ein kaum vertretbares Risiko ist. Die „Süddeutsche Zeitung“ bringt diesen Umstand gekonnt auf den Punkt: Man solle einfach auf das Jahr 1917 zurückblicken, um ein Gefühl für die Sicherheit einer 100-jährigen Anleihe zu erhalten.