Die reguläre Amtszeit von John Cryan, CEO der Deutschen Bank, läuft zwar erst in drei Jahren ab, doch bereits jetzt mehren sich die Zweifel zahlreicher Investoren, ob der im Mai 2016 ins Amt gehievte Cryan noch in der Lage ist, das ausgezehrte Finanzinstitut erfolgreich umzubauen und die Belegschaft neu zu motivieren. In der Kritik stehen …
Die reguläre Amtszeit von John Cryan, CEO der Deutschen Bank, läuft zwar erst in drei Jahren ab, doch bereits jetzt mehren sich die Zweifel zahlreicher Investoren, ob der im Mai 2016 ins Amt gehievte Cryan noch in der Lage ist, das ausgezehrte Finanzinstitut erfolgreich umzubauen und die Belegschaft neu zu motivieren. In der Kritik stehen aber auch Cryans Stellvertreter Marcus Schenck und Christian Sewing, die bisher konzernintern als Cryans potenzielle Nachfolger galten.
„Die Schonfrist läuft ab“
Wie das „manager magazin“ in seiner heutigen Ausgabe schreibt, zweifeln vor allem wichtige Großaktionäre an der Führungskompetenz Cryans. Einen Großanleger zitiert das Blatt mit der Aussage: „Die Schonfrist läuft ab.“ Zu den einflussreichsten Aktionären der Deutschen Bank gehören u.a. der US-Vermögensverwalter BlackRock, der Katarer Bin Khalifa Al Thani sowie Chinas HNA-Konzern.
Sorgen bereitet den Investoren dabei vor allem das Investmentbanking, für das Schenck seit Juli dieses Jahres zuständig ist. Der Anleihen- und Devisenhandel war jahrelang hinsichtlich des Ertrags mit großem Abstand das Zugpferd des Geldinstituts, sorgte allerdings auch für manch kostentenintensiven Skandal. Unter Schencks Ägide konnte man bisher an diese Erfolge nicht mehr anknüpfen. Zudem steht er vor der Mammutaufgabe, das Unternehmensfinanzierungsgeschäft mit dem Wertpapierhandel verschmelzen zu müssen. Sollten hier in den nächsten zwei bis drei Quartalen keine deutlichen Besserungen eintreten, dürfte Schencks Zeit bei der Deutschen Bank schneller als geplant ablaufen.
Externe Lösung als nächster CEO?
Eine konzerninternes Sorgenkind ist auch schon seit einigen Jahren die Postbank, die neben kleinen und mittleren Unternehmenskunden sowie wohlhabenden Wealth-Kunden seit 2015 zum Verantwortungsbereich von Christian Sewing gehört, der zusammen mit Schenck seit Frühjahr 2017 die Kronprinzenrolle bei der Deutschen Bank einnimmt. Nach Ansicht der Großaktionäre konnte auch er die in ihn gesteckten hohen Erwartungen bisher nicht erfüllen.
Zwar profitiert er aktuell bei aller Kritik noch davon, dass Schencks Investment-Bereich als wesentlich bedeutender eingestuft wird, sollte die Kritik an den beiden Stellvertretern jedoch nicht abebben, darf sicher mit Fug und Recht bezweifelt werden, dass nach dem Abtritt Cryans der nächste Deutsche Bank-CEO Schenk oder Sewing heißt. So sieht dies auch der bereits zitierte Großaktionär: „Es ist viel wahrscheinlicher, dass der nächste CEO von außen kommt.“