Die politische Krise in Italien sorgt an den Finanzmärkten für steigende Verunsicherung. Die drittgrößte Volkswirtschaft der EU steuert aktuell auf eine Verfassungskrise und Neuwahlen zu. Umfragen zufolge können die Euro-Gegner dabei auf weiteren Stimmenzuwachs hoffen. Die Wahl könnte dadurch zu einem Referendum über den Verbleib Italiens in der Euro-Zone werden. Rendite für italienische Staatsanleihen explodiert …
Die politische Krise in Italien sorgt an den Finanzmärkten für steigende Verunsicherung. Die drittgrößte Volkswirtschaft der EU steuert aktuell auf eine Verfassungskrise und Neuwahlen zu. Umfragen zufolge können die Euro-Gegner dabei auf weiteren Stimmenzuwachs hoffen. Die Wahl könnte dadurch zu einem Referendum über den Verbleib Italiens in der Euro-Zone werden.
Rendite für italienische Staatsanleihen explodiert
Bislang war die Reaktion der Kapitalmärkte auf die politischen Verwerfen nicht extrem. Dies änderte sich jetzt schlagartig, als die Rendite für zweijährige italienische Staatsanleihen von 0,80 auf 3,38 Prozent kletterte. Dies ist für Börsen eines der Krisenzeichen schlechthin, da die Renditen zweijähriger Staatsanleihen in normalen Zeiten sehr stark von der Geldpolitik beeinflusst sind und es daher innerhalb der Eurozone zwischen den Ländern kaum Unterschiede gibt. Die Rendite bundesdeutscher Anleihen liegt aktuell bei 0,3 Prozent. Eine solche Diskrepanz gab es zuletzt 2012 auf dem Höhepunkt der Eurokrise. Auch der Aktienmarkt geriet in Turbulenzen: Der europäische Bankensektor rutschte auf den niedrigsten Stand seit 2016, Aktien der Deutschen Bank fielen erstmals seit rund zwei Jahren wieder unter die Marke von zehn Euro.
Dass sich die Lage inzwischen wieder etwas beruhigte, liegt vor allem an Stützungskäufen der Europäischen Zentralbank (EZB), die nach wie vor im Rahmen ihrer geldpolitischen Lockerung Staatsanleihen aus der Eurozone aufkauft. EZB-Vizepräsident Vitor Constancio warnte Italien vor einer erneuten Staatsschuldenkrise. Im „Spiegel“ sagte er, dass 2012 gezeigt habe, dass Finanzmärkte sprunghaft seien und sich ihre Risikoeinschätzung für einen Schuldner abrupt und schnell ändern könne – manchmal mit gravierenden Folgen. „Wir werden sehen, was nun passiert“, so Constancio. Ob die EZB im Notfall eingreifen würde, ließ er offen. „Italien kennt die Regeln. Sie sollte diese vielleicht noch einmal genau lesen.“
Italienische Notenbank: Vertrauen nicht verspielen
Auch die italienische Notenbank warnte vor einem Vertrauensverlust. Eine neue Finanzkrise müsse unbedingt vermieden werden, sagte der Gouverneur der italienischen Notenbank, Ignazio Visco. Man dürfe niemals vergessen, dass man immer nur ein paar Schritte von dem sehr ernsten Risiko eines Verlusts des unersetzbaren Guts Vertrauen entfernt sei. Visco bestimmt durch seinen Sitz im Rat der EZB auch über die Geldpolitik des Hauses mit – und damit in einem Institut, an dessen Spitze seit 2011 mit Mario Draghi ebenfalls ein italienischer Banker steht.