Der japanische Technologiekonzern Softbank hat den geplanten Kauf von Aktien des Bürovermittlers WeWork abgeblasen. Eigentlich hatte Softbank im Oktober vergangenen Jahres angekündigt, den angeschlagenen Büroraumanbieter für gesamt 9,5 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Zuvor war der geplante Börsengang gescheitert, das einst wertvollste Startup der Welt stand kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Für den Crash wurde damals vor …
Der japanische Technologiekonzern Softbank hat den geplanten Kauf von Aktien des Bürovermittlers WeWork abgeblasen. Eigentlich hatte Softbank im Oktober vergangenen Jahres angekündigt, den angeschlagenen Büroraumanbieter für gesamt 9,5 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Zuvor war der geplante Börsengang gescheitert, das einst wertvollste Startup der Welt stand kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Für den Crash wurde damals vor allem der exzentrische Mitgründer Adam Neumann verantwortlich gemacht.
US-Börsenaufsicht und Justizministerium ermitteln gegen WeWork
Durch den geplanten Aktienkauf sollte Softbank nicht nur 80 Prozent der Anteile an WeWork erwerben, sondern auch zusätzliche Aktien im Wert von drei Milliarden US-Dollar kaufen. Neumann wollte im Zuge dessen Anteile von bis zu 970 Millionen US-Dollar an Softbank verkaufen, weitere Anteile sollten von Benchmark Capital und weiteren Investoren stammen. Schon zu Beginn des geplanten Übernahme-Deals hatte Softbank rund fünf Milliarden US-Dollar an Krediten in WeWork gesteckt. Dies führte sogar dazu, dass das Unternehmen Ende 2019 erstmals einen Quartalsverlust ausweisen musste. Den Rückzug aus den Aktienkäufen begründete Softbank nicht mit der aktuellen Situation durch die Corona-Krise, sondern damit, dass WeWork seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Konkret nannte das Unternehmen die fehlende Kapitalisierung des China-Geschäfts sowie strafrechtliche Ermittlungen gegen WeWork. So laufen aktuell Untersuchungen der US-Börsenaufsicht sowie des Justizministeriums gegen WeWork. Offenbar befürchtet Softbank Klagen von dieser Seite.
Die Softbank-Aktie legte nach Bekanntgabe der Entscheidung an der Tokioter Börse um bis zu 4,5 Prozent zu. Enttäuscht zeigte sich hingegen der Sonderausschuss des WeWork-Verwaltungsrates. „Der Sonderausschuss ist überrascht und enttäuscht von der Entwicklung und arbeitet weiter an einer Lösung, die im besten Interesse von WeWork ist“, so ein Statement gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Insgesamt hat Softbank inzwischen mehr als 15 Milliarden US-Dollar in den hohe Verluste schreibenden New Yorker Bürovermittler gesteckt. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr eine nahezu beispiellose Talfahrt hingelegt. War der Börsengang zunächst noch mit einer Bewertung von 47 Milliarden US-Dollar geplant, sackte der Unternehmenswert Ende 2019 auf gerade einmal noch acht Milliarden, woraufhin man den Börsengang absagte. Besonders betroffen ist nun neben Neumann auch der Risikokapitalgeber Benchmark, der schon früh in WeWork investiert hatte und ebenfalls von dem Softbank-Deal profitieren wollte. Beide Parteien sollen nun rechtliche Schritte gegen Softbank prüfen. Neumann hatte etwas für die Zusage des Aktienrückkaufs versichert, seine Stimmrechtsanteile aufzugeben. Zuvor hatte er lange vergeblich versucht, den Börsengang doch noch irgendwie durchzuziehen.
WeWork-Büros stehen durch Corona-Pandemie quasi leer
Softbank, das auch am chinesischen Internetkonzern Alibaba sowie am Fahrdienst-Vermittler Uber beteiligt ist, teilte mit, man wolle WeWork trotz der heutigen Entscheidung weiterhin profitabel machen. Seitdem auch in den USA das Corona-Virus wütet, steht der Gros der Büros von WeWork allerdings quasi leer, zahlreiche Mietverträge seien gekündigt worden. WeWork mietet riesige Flächen in Bürogebäuden und vermietet diese dann an Freiberufler, kleine Unternehmen oder große Konzerne weiter. In der Regel hat WeWork langfristige Mietverträge abgeschlossen – deren Kosten laufen nun weiter, obwohl die Einnahmen fehlen. Da WeWork dadurch das Wasser mehr und mehr bis zum Hals steht, dürfte Softbanks eigentliche Strategie hinter der heutigen Absage sein, einen besseren Deal herauszuschlagen – wohl wissend, dass sonst niemand bei dem Bürovermittler in die Bresche springen wird.